Die Ausstellung ›Und dann und wann ein weißer Elefant. Rilkes Welten‹ wird zum Auftakt des Rilke-Jahres Anfang Dezember 2025 im Literaturmuseum der Moderne in Marbach eröffnet. Das Deutsche Literaturarchiv sammelt seit seiner Gründung 1955 systematisch Archivalien von Rainer Maria Rilke. Im Lauf der Jahrzehnte konnte so aus unterschiedlichen Quellen eine der weltweit bedeutendsten Rilke-Sammlungen zusammengetragen werden, die mit der Übernahme des Rilke-Archivs Gernsbach (RAG) im Jahr 2022 noch einmal umfassend erweitert wurde.
Die Ausstellung zum Jubiläumsjahr kann so aus dem Vollen der Bestände schöpfen, den ›ganzen‹ Rilke in seinen verschiedenen Handlungsrollen und biografischen Beziehungsnetzwerken sichtbar machen und in der zeitgenössischen literarischen Landkarte verorten. Die Schau richtet den Blick auf die verschiedenen sozialen, intellektuellen und künstlerischen Welten, in denen Rilke lebte und verkehrte — und ebenso auf jene Welten, die er literarisch gestaltete.
Dabei wirft die Ausstellung Schlaglichter auf Rilke als Autor und Netzwerker im zeitgenössischen Literaturbetrieb, auf seine familiären, freundschaftlichen und amourösen Beziehungen, auf seine Ambitionen als Bürger und Künstler, auf Rilke als Reisenden, Lesenden, Schreibenden, Sammelnden und auf Rilke im Bild.
Alle Ausstellungskapitel zeigen, dass zu Rilkes Inszenierung als Künstler die vermeintliche Voraussetzungslosigkeit seines Werkes gehörte, das sich in explosionsartigen Schüben, wenn auch mitunter zeitversetzt entfaltet habe (wie zum Beispiel die Entstehungsgeschichte der Duineser Elegien belegt). Entwurfshandschriften und Entstehungsvarianten seiner Texte verbarg Rilke lebenslang vor der Öffentlichkeit, ließ stattdessen kalligrafische Abschriften zirkulieren. Durch die 2022 neu in das Deutsche Literaturarchiv übernommenen Notizhefte, Briefe, Bücher, Bilder und anderen Objekte lassen sich exemplarisch einzelne Werkgeschichten rekonstruieren: von der Niederschrift erster Einfälle über verschiedene Ansätze und Fassungen bis zu den Korrekturarbeiten der Erstdrucke (inkl. Herstellungsunterlagen aus dem Insel-Archiv).
Insgesamt werden voraussichtlich 200 Exponate und alle vorhandenen Materialarten und Objekttypen gezeigt: Manuskripte, Briefe, Notizbücher, Skizzen, Bücher, Bilder und Objekte. Die interaktive und multimediale Ausstellung ist für eine Dauer von 12 Monaten im Literaturmuseum der Moderne zu sehen.
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Foto: Rainer Maria Rilke - Buchexemplar Larenopfer. Prag 1896, Buchwidmung, dem Namen nach vermutlich an den Schriftsteller und Übersetzer Heino von Dickinson-Wildberg gerichtet. Wir dienen einer „Königin”! Dies Buch Ihnen, werter Herr von Dickinson, als Zeichen dieser Uebereinstimmung und Beweis meiner innigen Sympathie und Ergebenheit: Rainer Rilke 26./I.’96