Erst auf den zweiten Blick offenbart sich der Reiz ihrer aufmerksam beobachteten Details und sorgsam abgestimmten Harmonien, der aus der respektvollen, von Idealismus geprägten Haltung des Künstlers, seiner Offenheit und Experimentierfreude erwächst. Die Themenvielfalt seiner Bilder umfasst Landschaften und Gärten, Familienportraits, Szenen des bäuerlichen Lebens oder urbane Motive wie die Häfen der Normandie oder die belebten Straßen von Paris.
Wie eine Vaterfigur
„Camille Pissarro war für viele der impressionistischen Künstler wie eine Vaterfigur, sein eigenes Schaffen wurde aber erst in der jüngeren Vergangenheit ausgiebiger betrachtet und gewürdigt. Ausstellungen wie in Williamstown und San Francisco, in Ordrupgaard bei Kopenhagen, in Basel und Oxford rückten Pissarro in den letzten Jahren stärker in den Fokus. Die Retrospektive in Potsdam und Denver baut auf diesen wichtigen Stationen der Pissarro-Forschung auf. Mit den sieben Werken Pissarros in der Sammlung Hasso Plattner als Ausgangspunkt und ermöglicht durch die großartige Zusammenarbeit mit dem Denver Art Museum zeigen wir, wie Pissarros Impressionismus zwar eng mit der Gruppe verbunden, aber gleichzeitig einzigartig ist.“
Ortrud Westheider, Direktorin, Museum Barberini
Sammlung Hasso Plattner
Ausgehend von den sieben Gemälden Pissarros der Sammlung Hasso Plattner gibt Mit offenem Blick. Der Impressionist Pissarro anhand von über 100 Werken aus 50 internationalen Sammlungen einen fundierten Überblick über Pissarros gesamtes Schaffen und zeigt zugleich die sozialutopischen Ideen seiner Kunst. Neben dem Denver Art Museum als Kooperationspartner der Schau konnten zahlreiche renommierte US-Sammlungen als Leihgeber gewonnen werden, darunter das Art Institute of Chicago, das J. Paul Getty Museum, Los Angeles, das Clark Art Institute, Williamstown, das Philadelphia Museum of Art, die National Gallery Washington und das Metropolitan Museum of Art, New York. Zu den weiteren internationalen Leihgebern gehören das Van Gogh Museum, Amsterdam, das Musée d’Orsay, Paris, Ordrupgaard, Kopenhagen, das Szépm?vészeti Múzeum, Budapest, das Courtauld und die National Gallery, London, sowie die Gallery of Ontario, Toronto.
Blick auf die einfache Bevölkerung
„Vor allem Pissarros Landschaftsauffassung ist ein Alleinstellungsmerkmal unter den Impressionisten. Während Kollegen wie Monet oder Renoir Stadt und Land meist als Freizeitraum des Bürgertums darstellen, richtet Pissarro den Blick darauf, wie die einfache Bevölkerung unterschiedliche Alltagslandschaften gestaltet und prägt: durch das Leben und Arbeiten des Einzelnen im Einklang mit der Natur ebenso wie durch die Bewegung der Menschenströme in den großen Städten. Er zeigt, wie seine Frau Julie den Garten kultiviert, eine erfahrene Bäuerin auch mit nassem Holz ein Feuer anzündet oder auf einem Pariser Boulevard Kutschen im Feierabendstau stecken. Den kleinen Dingen des Alltags Schönheit abzugewinnen, war für Pissarro ein zentrales Anliegen seiner künstlerischen Arbeit.“
Nerina Santorius, Kuratorin, Museum Barberini
In Zusammenarbeit mit dem Denver Art Museum, wo die Ausstellung vom 26. Oktober 2025 bis zum 8. Februar 2026 gezeigt wird.
Vom 14. September 2024 bis 5. Januar 2025 zeigte das Museum Barberini eine kleine Auswahl aus dem druckgraphischen Werk von Camille Pissarro. Die Präsentation von 26 graphischen Blättern aus dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin war ein Vorgeschmack auf die große Retrospektive in diesem Jahr.
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Foto: © David von Becker
