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Karl Hofer Zwischen Schönheit und Wahrheit

Nach 1945 gab es nur eine Einzelausstellung Karl Hofers in einem ostdeutschen Museum: anlässlich von Hofers 100. Geburtstag 1978 in Halle (Saale). Nun ist das Werk dieses wichtigen Malers nach einem halben Jahrhundert erstmals wieder in einer repräsentativen Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg in Halle vom 21.11.2025 bis 15.02.2026 zu sehen. Möglich ist dies dank der Sammlung Arthouse aus Leipzig, aus der ein umfangreiches Konvolut von 51 Gemälden, entstanden zwischen 1900 und 1955, gezeigt werden kann. In 7 thematischen Kapiteln werden Hofers zentrale Sujets vorgestellt.

Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch – in seiner Würde, Verletzlichkeit und Einsamkeit. Rätselhafte Gestalten, Masken und Harlekine werden zu Symbolen für Rolle und Identität; Szenen von Schutzlosigkeit und Verwundung spiegeln die Erfahrungen von Krieg und persönlichem Leid; Landschaften und Stillleben dienen Hofer als Experimentierfelder für Form und Farbe. Mit dieser inhaltlichen Bandbreite ermöglicht die Ausstellung nicht nur eine Auseinandersetzung mit Karl Hofers Themen, sondern auch einen Einblick in seine stilistische Entwicklung. Zudem verdeutlicht sie, warum Hofers Kunst – im Spannungsfeld zwischen Schönheit und Wahrheit – auch heute von eindringlicher Aktualität ist.

Kunstgeschichte schrieb Hofer vor allem nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Direktor der wiedereröffneten Hochschule für bildende Künste in Berlin-Charlottenburg. In dieser Position, die er bis kurz vor seinem Tod 1955 innehatte, prägte er maßgeblich die Debatte um Figuration und Abstraktion in der Nachkriegsmoderne. Aus tiefer Überzeugung, dass die menschliche Gestalt Trägerin von Empfindung, Würde und Geist bleibt, verteidigte er die figürliche Darstellung gegenüber der wachsenden Dominanz des Abstrakten. 

Das Schaffen Karl Hofers stieß nach dem Krieg in besonderem Maße im östlichen Teil Deutschlands auf Widerhall. 1948 und 1949 widmete ihm die Galerie Henning in Halle (Saale) zwei Einzelausstellungen, 1978 fand im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) die einzige museale Präsentation von Werken Karl Hofers in der DDR statt. In der Ausstellung werden daher auch die Spuren veranschaulicht, die Hofer in Halle (Saale) hinterließ: Künstler*innen der Halleschen Schule griffen seine Bildstimmung und Stilmittel auf – entgegen den staatlichen Vorgaben des Sozialistischen Realismus. So wurde Hofer auch in der DDR zu einem wichtigen, wenn auch ambivalenten Bezugspunkt. 

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Foto: Karl Hofer: Die Brücke (2), 1947, Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm, Sammlung Arthouse, Foto: Sophia Kesting © VG Bild-Kunst, Bonn 2025