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Selbstgenäht: In welchen Kulturen Tradition?

Nähen ist in vielen Ländern fester Bestandteil der Kultur und hat eine lange Tradition. Gerade in ländlichen Regionen wird es mit viel Leidenschaft aufrechterhalten. Neben den nordischen Ländern genießt es in orientalischen und afrikanischen Regionen große Anerkennung.

Lange gehörten der sichere Umgang mit Nadel und Faden sowie die korrekte Bedienung der Nähmaschine zum Handarbeitsunterricht dazu. Heute ist das anders: Nur noch wenige Schulen in der Bundesrepublik bieten den Handarbeitsunterricht an und auch in den Familien wird vergleichsweise selten zu Stoff und Nadel gegriffen. So sind vor allem vielen jungen Erwachsenen die Funktionen und Einstellungen einer Nähmaschine, die in einer Produktbeschreibung genannt werden, vollkommen unbekannt. Wer später doch selbst nähen möchte, besucht einen der Kurse in den Volkshochschulen. In vielen Ländern ist das jedoch anders. Häufig wachsen die Kinder mit der Nähmaschine auf.

Skandinavische Länder liegen bei der Handarbeit vorn

Die skandinavischen Länder sind für ihre Verbundenheit mit der eigenen Tradition bekannt. In vielen Regionen Nordeuropas wird daher bis heute selbst genäht. Der Fokus der Handarbeit liegt auf den regionalen Trachten. Die Samen in Lappland fertigen bis heute nicht nur Mäntel und Mützen selbst, sondern auch ihre legendären Fellschuhe für den Winter. Sie werden in aufwendiger Handarbeit aus Rentierfell gefertigt und halten angenehm warm.

Bis heute sind die Samen, die im Norden von Schweden, Finnland und Norwegen unterwegs sind, weitgehend auf sich allein gestellt und so wird der Nachwuchs schon früh an die Arbeit mit Nadel, Fell und Faden herangeführt. Die farbenprächtigen Trachten entstehen in stundenlanger Handarbeit und werden seit Jahrhunderten in der gleichen Form gestaltet. Die ersten Versuche an der Nadel unternehmen die Kinder meist in der Herstellung von Lederarmbändern. Schon in der Schule lernen sie, wie die Silbernaht in die Armbänder integriert wird.

Für die Samen ist die Handarbeit in den letzten Jahrzehnten zu einem wichtigen Erwerbszweig geworden. Viele Armbänder, Trachten und auch Schuhe, die in den Gemeinschaften gefertigt werden, werden an Gäste der Region verkauft und sichern den Familien ein Stück des Lebensunterhalts.

Handarbeit prägt Tagesabläufe in vielen afrikanischen Ländern

Wie in Nordeuropa wird auch in Afrika oft noch von Hand genäht. Die Bekleidung entsteht aus verschiedenen Stoffen und wird nach traditioneller Art nur mit Nadel und Faden zusammengesetzt. Vor allem in den abgelegenen Regionen kennen die Frauen, die meist noch immer für das Selbstgenähte zuständig sind, die Arbeit mit der Nähmaschine nicht. Mühselig und mit traditionellen Stichmustern entsteht innerhalb von mehreren Stunden die Kleidung für die ganze Familie.

Immer mehr Familien erkennen aber das Potenzial, das in der selbstgenähten Kleidung steckt. Angetrieben vom Engagement internationaler Hilfsorganisationen befindet sich die Nähmaschine längst auf dem Vormarsch. Die Materialien sind anders als in vielen Regionen der Welt. Die Garne werden meist noch von Hand hergestellt. Auch in Afrika sind viele Regionen für ihre farbenprächtigen Trachten bekannt. Die selbstgenähten Kleidungsstücke und Tücher werden auf Märkten verkauft und sind ein gern gesehenes Mitbringsel der Reisenden.

Selbstgenähtes liegt ebenso in osteuropäischen Städten wie Swinemünde und Russland im Trend, wobei sich auch hier Unterschiede zwischen Stadt und Land feststellen lassen. So gehört die Modebranche zu denen, die in Russland am stärksten subventioniert werden. Selbst genäht wird daher bevorzugt in den ländlichen Gebieten.

Foto: Pixabay.com / Stevepb / pixabay.com/en/sewing-thimble-pins-safety-pins-661992/