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Maler der Romantik

Mit der gerade erschienen Biografie Caspar David Friedrichs kann man zu den Lebesorten des Malers reisen.

200 Jahre nach dem Entstehen von Bildikonen der Romantik wie die „Kreidefelsen auf Rügen“ oder der „Wanderer über dem Nebelmeer“ legt Detlef Stapf die erste große Biografie zu Caspar David Friedrich vor. Das Leben des bedeutendsten deutschen Malers des 19. Jahrhunderts wird als das bewegende Drama eines Außenseiters in der Kunst geschildert, der erst durch sein Unvermögen, den Regeln der akademischen Ausbildung zu entsprechen, zu einem absolut singulären Werk fand.

In den politisch bewegten Zeiten der Napoleonischen Kriege und der Restauration suchte er ruhelos nach seinem Vaterland und einer Bestimmung als politischer Künstler, in einem Spannungsfeld von antiaufklärerischer Erweckungstheologie, Nationalismus, Chauvinismus sowie bisweilen bizarrer Fremdenfeindlichkeit. Neuinterpretationen seiner Bilderzählungen auf dem Hintergrund der Psychopathographie erklären, warum dieser verschlossene Melancholiker  zur öffentlichen Seele einer Epoche geriet - und warum er sich zum ersten Objekt psychoanalytischer Befunde eignete. Beleuchtet werden die schwierigen Beziehungen des Malers zu Goethe, Runge, Carus oder Klinkowström. Bedeutende Zeitgenossen fühlten sich von dem wortkargen Pommer angezogen wie von einer rätselhaften Sphinx und versammelten sich in seinem Atelier: Kleist, Fouquet, Friedrich Wilhelm IV., Eichendorf, Schleiermacher, Arndt oder Theodor Körner. Liebesabenteuer lebte er in der Stille seines Gemütes aus - und in der Leidenschaft seiner Bilder.

Detlef Stapf fügt die Bausteine dieser Lebensgeschichte zum Porträt eines Mannes zusammen, der als Prototyp des romantischen Künstlers gilt und mit seiner verborgenen Rationalität  doch zugleich dessen Gegenentwurf verkörpert. Dabei entsteht das facettenreiche Bild einer Gesellschaft im Umbruch, die das Malergenie kränkte, zum mythischen Heros des wilden Nordens stilisierte und schließlich als Schöpfer einer „kranken“ Kunst verstieß. Dass Friedrich mit seiner Familie nicht in Armut zu Grunde ging, ist allein einem russischen Dichter und dem Zaren zu verdanken.

Mit diesem faszinierenden Buch über Leben, Werk und Epoche könnte eine Neuentdeckung Friedrichs beginnen, den man bereits zu kennen glaubte und vielfach zu vereinnahmen suchte.

Detlef Stapf: "Caspar David Friedrich. Die Biografie", OKAPI Verlag, 640 Seiten, 95 Abb., 39,00 Euro, ISBN 978-3-947965-02-1

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