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Im Rollstuhl die Welt entdecken

Die meisten Menschen reisen gern. Vielleicht ist der Wunsch nach Ortsveränderung tief in unseren Genen verwurzelt, ein Relikt aus nomadischen Zeiten, in denen unsere Vorfahren auf der Suche nach Nahrung von Ort zu Ort zogen und so die gesamte Welt besiedelten. Reisen bedeutet Erholung, öffnet den Horizont, beflügelt die Fantasie und baut Vorurteile ab.

Auch Menschen mit Behinderungen haben Fernweh und sehnen sich nach einer Ortsveränderung. Auch sie wollen dem Alltag entkommen und neue Erfahrungen sammeln. Das Reisen im Rollstuhl ist möglich, jedoch bedarf es einer umsichtigen Planung.

Die Wahl des Reiseziels

An welchem Reiseziel sich ein Urlauber wohlfühlt, hängt natürlich immer vom individuellen Geschmack und den persönlichen Bedürfnissen ab. Wer im Rollstuhl verreisen möchte, sollte sich genau über die Gegebenheiten vor Ort informieren. So gibt es beispielsweise in einigen Badeorten rollstuhlgerechte Strände. Hier führen glatte Wege durch den Sand ans Meer. In Kroatien gibt es zwar viele felsige Buchten und Treppen, die in die Steine gehauen wurden und den Strand mit dem Ort zu verbinden. Doch haben sich einige Strände auf den barrierefreien Zugang spezialisiert. Der Strand in Crikvenica beispielsweise verfügt über einen Lift ins Meer, der Strand von Fazana über eine Rampe. An der deutschen Ostseeküste gibt es zahlreiche Badeorte, die ihren Gästen Bade- und Strandrollstühle zur Verfügung stellen. Gäste können etwa in Scharbeutz, Baabe, Laboe oder Hohwacht bequeme Stühle mit besonderer Bereifung mieten, die sie sicher über den Sand bis ins Wasser tragen.

In Bosa Marina und Porto Alabe auf Sardinien gibt es ebenfalls Rollstuhlwege durch den Sand. Am Ende des Weges werden Gittermatten für die Rollstuhlfahrer ausgelegt, sodass diese bis zum Wasser gelangen können. Neben dem Zugang zum Meer ist auch die Ausstattung mit rollstuhlgerechten Toiletten und barrierefreien Lokalen ein wichtiges Auswahlkriterium. Auch dies können Touristen dort finden, wo an eine rollstuhlgerechte Ausstattung der Strände gedacht wurde.

Die Wahl der Unterkunft

Viele Ferienhäuser zum Beispiel in Dänemark oder den Niederlanden sind auf die Nutzung mit Rollstuhl ausgelegt. In der Beschreibung des Ferienhauses muss stets die gesamte Ausstattung einer Unterkunft genannt werden. Hier können Touristen mit Handicap auch nachlesen, ob die Unterkunft beispielsweise über höhenverstellbare Betten oder Treppenlifte verfügt. Auch einige Hotels haben sich auf Reisende im Rollstuhl eingestellt. Es empfiehlt sich, die Reise in einem Reisebüro zu buchen, denn die geschulten Mitarbeiter können sich schnell und einfach direkt an den Reiseveranstalter oder den Hotelier wenden, um Details zur Ausstattung der Unterkunft zu erhalten.

Wenn die Wahl der Unterkunft auf ein Hotel fällt, sollten sich die Reisenden hauptsächlich auf die größeren Häuser im Urlaubsort konzentrieren. Viele kleine Pensionen fragen sich, welche Kosten Treppenlift und Co. ihnen verursachen und ob diese in Relation zur eher geringen Auslastung eines kleinen Betriebes stehen.

Sport und Spaß im Urlaub

Nach der Wahl des richtigen Ferienortes und der passenden Unterkunft stehen die Highlights einer Reise auf dem Programm: Die Freizeitaktivitäten. Die meisten Menschen wollen etwas erleben und Land und Leute kennenlernen. Österreich ist das ideale Reiseziel für alle, die gern in der Natur unterwegs sind. Seit einigen Jahren gibt es immer mehr Touren, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Darunter sind etwa eine Tour durch die Kundler Klamm in Kitzbühel oder sehr viele Touren durch die Ötztaler Alpen, dem Fundort des bekannten "Eismannes" Ötzi.

Auch eine Städtereise kann ein echtes Highlight sein. Barcelona gilt als die barrierefreie Stadt Europas, alle öffentlichen Verkehrsmittel sind barrierefrei, ebenso die Straßen und Boulevards.

Was Barcelona in Europa, ist Seattle in den USA. Auch hier sind öffentliche Verkehrsmittel und fast alle Sehenswürdigkeiten leicht mit dem Rollstuhl erreichbar. Wenn es sogar noch weiter in die Ferne zieht, für den sind Sydney in Australien und Singapur in Asien ideale Reiseziele. Besonders Singapur gilt weltweit als Beispiel barrierefreier Stadtplanung.

Fazit

Eine Reise im Rollstuhl bedarf etwas mehr Planung, doch wer sich informiert, wird feststellen, dass auch ein Rollstuhlfahrer wunderbare, entspannende oder auch aufregende Trips durch die ganze Welt erleben kann. Viele Reiseziele haben sich der Inklusion verschrieben und arbeiten an einer stetigen Verbesserung ihrer barrierefreien Angebote.

Foto: Arne Hückelheim, Rampe zum barrierrefreien Einstieg ins Flugzeug bei der indischen Fluggesellschaft IndiGo.