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Die Geschichte der Elektromobilität

Heute werden in Fahrzeuge mit E-Antrieb große Hoffnungen in Bezug auf Klimawandel und Umweltschutz gesetzt. Die Anfänge der Elektromobilität, also der Betrieb eines Personenkraftwagens mithilfe eines elektrischen Motors, reichen dabei weiter zurück, als man vielleicht weithin vermuten mag.

Erste elektrische Kutschen

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden zunächst entscheidende Fortschritte auf dem Gebiet der Elektromotoren vor allem in England gemacht. Ein Durchbruch auf diesem Sektor war die Entwicklung von einfachen Batterien hin zu leistungsstärkeren Blei-Akkumulatoren. So ließ Werner Siemens in Berlin etwa um 1879 eine Elektrolokomotive und 1882 einen elektrischen Kutschenwagen bauen. Auch in England, den USA und Frankreich kam zu ersten Entwicklungen von meist dreirädrigen E-Kutschen mit geringer Leistung und Reichweite. Diese Versuche besaßen allerdings lediglich experimentellen Charakter, für eine konkrete Anwendung gab es noch keinen Bedarf.

Erste Blütezeit

Jedenfalls steht heute fest, dass ab etwa 1890 viele Hersteller mit der Fertigung von Elektroautos begannen. Diese glichen in ihrem Aussehen noch normalen Kutschen, denen die Pferde fehlten. Die Reichweiten waren im Vergleich zu heute sehr begrenzt, so stellten ca. 100 km das absolute Maximum dar. Zwar wurden von einzelnen Prototypen Geschwindigkeiten über 100 km/h erzielt, so durch Camille Jenatzy im Jahre 1899 als ersten Menschen der Welt. In der alltäglichen Praxis erreichte ein elektrisch angetriebener Personenkraftwagen jedoch nur etwa 20 km/h. Trotzdem erreichten E-Fahrzeuge in der Folge einen hohen Marktanteil neben dampfbetriebenen Wagen. So waren etwa in den USA um 1900 ca. 35.000 Elektrofahrzeuge im Einsatz.

Niedergang und Verdrängung durch Verbrenner

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts führte die Entwicklung neuer Förderungstechnologien zu einer massenhaften Verfügbarkeit von vor allem sehr billigen Öl. Dies und die Erfindung der Anlasserkurbel für Otto-Motoren bewirkte eine Verdrängung der demgegenüber in ihrer Reichweite begrenzten E-Autos durch Benziner. Ab etwa 1910 brach der Umsatz an elektrisch betriebenen Fahrzeugen stark ein, seitdem führten sie lediglich ein Nischendasein etwa als Werksfahrzeuge für den Innenbereich.

Ölkrise und neue Entwicklungen von Batterien

Ausgelöst durch den zweiten Golfkrieg und dem wachsenden Bedarf an Akkus für mobile Geräte kam es in den 1990er-Jahren zu einer Ablösung der Blei-Akkumulatoren durch neu entwickelte Lithiumbatterien. Deren geringeres Gewicht bei höherer Kapazität und Leistungsabgabe machen diese Technologie bis heute zur Grundlage für die Elektromobilität. So sind Wertpapiere der Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien sehr beliebt geworden, wie etwa jene von Tesla oder die gefragte CATL Aktie.

Erneute Blütezeit im 21. Jahrhundert

In der Folge verstärkte sich der Trend hin zum Automobil mit Elektroantrieb durch die Einführung von Hybridfahrzeugen durch Toyota und den Markteintritt der amerikanischen Firma Tesla. Dadurch wurde ein intensiver Wettbewerb in Gang gesetzt, der zur allmählichen Etablierung der E-Mobilität in den Städten der Welt geführt hat.

Geschichtsträchtige Technologie mit neuen Chancen

Heute beträgt der Anteil von in Deutschland neu zugelassenen Kraftfahrzeugen bereits etwa 15 %. Viele sehen in der im Grunde alten Technologie die Möglichkeit, neue Herausforderungen wie Klimawandel und Luftreinhaltung zu meistern. In vielen Staaten der Welt wird heute über die Abschaffung des Verbrenners diskutiert, und die Elektro- und Akkumulator-Industrie erlebt eine neue Blüte.

Foto: Camille Jenatzy in seinem Elektroauto La Jamais Contente, 1899, Brown Middle School, Newton, Massachusetts, website, Illustration of "La Jamais Contente", first automobile to reach 100 km/h in 1899, wikimedia